Portrait Andy McMillan: „Zu neuer Stärke“

Das nachfolgende Interview wurde am Samstag, dem 08.02.2025 auf OP-ONLINE veröffentlicht.
Veröffentlichung  des Textes auf hanauhornets.de mit freundlicher Genehmigung.

„Großartigen Verein zu alter Stärke führen“:
Neuer Trainer Andy McMillan hat mit Hanau Hornets viel vor

Im November übernahm Andy McMillan das Traineramt bei den Footballern der Hanau Hornets. 2013 war er bereits Headcoach der „Hornissen“, dann unter anderem bei Frankfurt Universe als Positionscoach erfolgreich.

Nun soll er die strauchelnden Hornets in die Spur bringen – in der Bezirksliga (bisher Verbandsliga).
Im Interview spricht der 44-Jährige über seine Laufbahn, die Entwicklung des Footballs in Deutschland und den Neuanfang in Hanau.

 

Herr McMillan, wie hat Ihre Laufbahn im American Football begonnen?

Nachdem ich aus den USA zurückgekommen bin, habe ich direkt mit dem Footballspielen angefangen. Damals bei den Aschaffenburg Stallions. In meiner Jugend bin ich dann in die Hessenauswahl gekommen und habe bei den Herren zwei Jahre in der GFL („German Football League“, die erste deutsche Football-Liga,  Anm. d. Red.) gespielt, bevor ich ein weiteres Jahr in Braunschweig bei den Lions verbracht habe. Dann bin ich wieder nach Aschaffenburg zurückgekehrt und habe nach sieben weiteren Jahren bei den Stallions meine Karriere als Spieler beendet.

Dann haben Sie Ihre Trainerlaufbahn gestartet?

Genau. Ich bin erstmal in Aschaffenburg geblieben und habe die Jugend dort trainiert. Dann war ich für zwei Jahre dort, wo ich jetzt auch bin, bei den Hanau Hornets.

Dann folgte Ihre Zeit in Frankfurt. Die Rolle, die Sie dort hatten, war aber eine andere.

Ja, ich habe bei der Frankfurt Universe die Quarterbacks und die Wide Receiver trainiert, also nicht das komplette Team, wie ein Headcoach das macht. 2015 war mein erstes Jahr dort, als die Universe noch in der zweiten Liga gespielt hat. Dort habe ich dann den Aufstieg in die GFL miterlebt und auch den Gewinn der ELF („European League of Football“, Anm. d. Red.) ein Jahr später. Insgesamt war ich drei Jahre bei der Universe, das war schon eine ereignisreiche Zeit.

Wie ging es für Sie weiter nach der Zeit in Frankfurt?

Meine nächste Station waren die Wiesbaden Phantoms in der GFL2, wo ich zwei Jahre verbracht habe. Nach ein paar Jahren in Aschaffenburg bin ich nun wieder in Hanau bei den Hornets und freue mich auf die Spielzeit.

Was wollen Sie in Hanau erreichen?

Es ist ja kein Geheimnis, dass es die Hornets in den vergangenen Jahren sehr schwer hatten. Es gab Unstimmigkeiten hier und da und ich möchte ein Teil der Mannschaft sein, die diesen großartigen Verein wieder nach oben zurückbringt. Mein Coaching-Staff und ich wollen die Talente, die in dieser Mannschaft spielen, weiterentwickeln und die Hornets zu alter Stärke zurückführen.

In den vergangenen Spielzeiten hatten die Hornets häufig mit Personalmangel zu kämpfen, mussten einige Spiele absagen. Würden Sie sagen, dass Sie nun mit einem breiter aufgestellten Kader in die Saison gehen?

Unser Kader ist auf jeden Fall gut besetzt, es gibt vielleicht ein paar Positionen mit etwas zu wenig Spielern, aber da werden wir hoffentlich noch neue Leute dazu gewinnen. Wenn ich mir eine einzige Position aussuchen müsste, auf der wir top besetzt sind, dann wäre das unser Receiving Core. Da haben wir eine solide Tiefe und auch an der Spielerqualität mangelt es auf keinen Fall.

Sie haben in der ELF, GFL, GFL2 sowie in unteren Spielklassen gecoacht, was sind Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede in den jeweiligen Ligen?

Vor allem die Athletik. Die oberen Ligen sind nicht nur besser, sondern auch weitaus athletischer. Wenn man sich mal ein Spiel von der GFL2 anschaut und dann eines aus der ELF, das ist ein riesiger Unterschied, was die Schnelligkeit des Spiels angeht. Ansonsten gibt es gerade im Trainer-Bereich große Abweichungen zwischen den Ligen. Es kann dir in den unteren Ligen durchaus passieren, dass ein Team vielleicht einen Headcoach und die Koordinatoren besitzt, aber keinen Trainer für jede Position. In den höheren Ligen ist das undenkbar. In der GFL und der ELF hat so gut wie jedes Team einen Coach für jede Position. Mittlerweile können Talente viel besser weiterentwickelt werden, was auch an den zahlreichen Trainern liegt.

Das Konzept der europaweit ausgetragenen ELF wird immer wieder kritisch gesehen. Wie stehen Sie zu dieser Liga?

Die Idee der ELF ist sehr interessant und auch die Umsetzung ist gut gelungen. Eine Sache, die ich jedoch kritisieren muss, ist die Anzahl der Teams. Ich finde, aktuell gibt es in der ELF zu viele Teams. Beispielsweise macht es logistisch gesehen keinen Sinn, als deutsches Team bis nach Budapest zu fahren, um dann ein langweiliges oder einseitiges Spiel zu sehen. Dafür sind auch die Einnahmen der Liga zu gering, um die ganzen Reisen bezahlbar zu machen. Der Markt von American Football in Europa ist natürlich viel kleiner als der Markt des Fußballs, es muss aber mehr von A nach B gebracht werden, angefangen mit dem Kader der Teams. Grundsätzlich ist die ELF aber ein Erfolgskonzept und bietet vor allem jungen Spieler die Möglichkeit, sich auf der internationalen Bühne zu präsentieren.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Footballs in Deutschland: Glauben Sie, der Sport kann sich langfristig etablieren?

Als ich mit dem Footballspielen begonnen habe, war der Sport in Deutschland winzig klein und ich muss sagen, seitdem hat er eine große Entwicklung gemacht. Die NFL („National Football League“, Profiliga in den USA, Anm. d. Red.) trägt mittlerweile mindestens ein Spiel in der Saison in Deutschland aus, das sind unfassbare Distanzen, die die Teams bis hierhin zurücklegen müssen. Deutschland ist mit der größte Markt für American Football in Europa. Trotzdem glaube ich nicht, dass Football in Deutschland zu einer größeren Sportart wird. Dieses Land ist so fußballaffin, ich glaube, da wird es schwer für den Football, über den Status einer Randsportart hinauszuwachsen.