Hoffen auf ein „blaues Auge“ – Interview mit Pressesprecher Achim Korn

Zur Situation der Hanau Hornets in der fortdauernden Corona-Pandemie stand unser Pressesprecher Achim Korn der Offenbach-Post in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort.

Herr Korn, wie ging es für die Hornets nach dem freiwilligen Rückzug vom Spielbetrieb der Landesliga im Juli weiter?

Der Rückzug erfolgte ja im Schulterschluss mit allen Vereinen der Liga.
Es wäre wenig verantwortungsbewusst gewesen, Geisterspiele auszutragen – und vor allen Dingen war es finanziell nicht zu stemmen.
Wir haben uns mit verschiedenen Trainingseinheiten fit gehalten, dazu auch mit Spielern anderer Teams trainiert oder auch einmal 9er-Football ausprobiert.
Hier kam unser ehemaliger Headcoach Andy McMillan nach Hanau und stellte das Programm vor.
Unser Cheftrainer Rick Holland ist sehr rührig, kreativ und kommt auf tolle Ideen.
Wir hatten außerdem einige Trainingsspiele geplant, konnten diese aber – bedingt durch die Infektionszahlen und die Corona-Maßnahmen der Länder – am Ende leider nie durchführen.

Im November steht erneut alles still. Wie hart trifft die Hornets diese Phase?

Es wurde ja schon im Frühjahr propagiert, dass man im Herbst mit einem erhöhten  Infektionsrisiko rechnen müsse.
Anhand der Entwicklung der Infektionszahlen kam der zweite Lockdown nicht völlig überraschend. Unsere Trainer hatten bereits im Frühjahr ein tolles Konzept entwickelt, das lassen wir aktuell wieder aufleben.

Spüren Sie seitens Ihrer Mitglieder oder der Trainer Konsequenzen dieser politischen Entscheidung? Gibt es Aus- oder Rücktritte? Ziehen sich Jugendliche aus dem Sport zurück?

Wir gehen bei den Hornets verantwortungsbewusst mit dem Thema Corona um, und ich denke, das sehen die Mitglieder genauso.
Im Jugendbereich konnten die Spiele aufgrund der deutlich geringeren Kosten durchgeführt werden, unsere U16 kam in einem hart umkämpften Finale in Bad Homburg zu Vizemeisterehren.
Wie sich das Thema nun weiterentwickelt, kommt am Ende des Tages auf die Beschlüsse der Regierung an.

Die Profisportarten erhalten auf Antrag finanzielle Unterstützung. Was erhoffen Sie sich als Amateurverein von der Politik?

Man kann beim Landessportbund oder beim Land verschiedene Anträge stellen. Wie über diese am Ende entschieden wird, müssen wir abwarten.
Ich denke, den einen oder anderen Zuschuss werden wir auch bekommen, um dann am Ende mit einem blauen Auge aus der Corona-Krise rauszugehen.

In den Profiligen GFL und GFL2 mehren sich die Stimmen, die sich unzufrieden mit der aktuellen Führung im Deutschen Football Verband (AFVD) äußern. Was erwarten Sie von den Verantwortlichen?

Welche Profiligen? Wir haben im American Football zumindest in Deutschland keine Profiligen, da sind wir noch meilenweit entfernt.
Die berechtigte und gute Frage ist, was soll beziehungsweise kann man von einem Verband erwarten? Ich persönlich habe keine großen Erwartungen, da die ganze Verbandsarbeit zum größten Teil komplett ehrenamtlich gemacht wird.

Was prangern Sie konkret an?

Vor allem die Weiterbildung im Funktionärsbereich kommt mir zu kurz. Viele Vereinsfunktionäre wissen nicht, wie man an öffentliche Gelder oder auch an Stiftungsgelder kommt.
Oder nehmen wir den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Nur wenige Vereine kriegen es auf die Reihe, die Presse regelmäßig mit Infos zu versorgen. Viele wissen eigentlich gar nicht, was man in eine Presseinformation reinpacken kann. Da krankt es an ganz einfachen Sachen.
Hier sollte ein Verband auch in der Lage sein, Hilfestellung zu geben. Zum Beispiel in Form von Workshops, für die man auch eine Aufwandsentschädigung verlangen darf.

Mit Alex Sperber (Frankfurter Löwen im Jahr 1977) hat sich ein alter Weggefährte aus der Gründerzeit des Football als Opposition zur AFVD gebildet. Wie sehen Sie ihn und seine Gedanken?

Der Alex ist ein richtig Guter, der weiß, was er will. Und vor allen Dingen weiß er, wie er da hinkommt.
Er hat die Dinge auf den Punkt gebracht, sich Gedanken gemacht und sein Konzept entwickelt, ein Team zusammengestellt, mit dem er es umsetzen will. Alles wahrlich keine schlechten Leute.
Er bringt frischen Wind in die Szene. Sperber ist auf jeden Fall jemand, der für diesen Sport lebt und brennt. In meinen Augen hat er eine Chance verdient. Ob er diese bekommt, wird sich bei den Wahlen zeigen.
Im Moment ist viel Bewegung im Football, denn Patrick Esume – mit Pro7 im Rücken – kommt mit seiner Europaliga um die Ecke.
Ich bin mehr als gespannt, was da jetzt noch alles passiert. Es wird ein spannendes Jahresfinish werden.

Quelle: Offenbach-Post, 10.11.2020