
Mit „Tage wie diese“ landeten die Toten Hosen vor vielen Jahren einen Superhit.
Genau so einen Tag erwischten Hanaus Football-Hornissen beim Hessenpokalfinale gegen Drittligist Rüsselsheim Crusaders.
„Es war ein Wahnsinnsspiel, in dem kein Klassenunterschied zu sehen war“, zeigte sich Lukas Ludewig nach der Partie von der Leistung der Hornets tief beeindruckt.
Bericht von Achim Korn
Fotos von Blurred Pics
Zunächst läuft alles nach Plan für den als hoher Favorit gehandelten Regionalligisten Rüsselsheim. Gleich im ersten Drive gehen die Crusaders per Touchdown und Extrakick mit 7:0 in Führung.
Mit dem Ballbesitz der Hornets beginnt dann ein denkwürdiger Footballnachmittag im Rüsselsheimer Stadion.
Ferdi Stark füttert seine Receiver mit Pässen. Hanaus „Doppelter Nico“ (Walch und Cucuzzella) drängen mit fulminanten Läufen der Endzone entgegen. Dann bedient Stark Yannik Büscher mit einem Pass in die Endzone. Marvin Dell verwandelt den Extrakick – und der drei Klassen tiefer spielende Bezirksligist aus Hanau gleicht zum 7:7 aus.
Die rund 1.100 Zuschauer reiben sich verwundert die Augen. Bezirks- und Regionalligist spielen auf Augenhöhe. Hanau kann in der Offense immer wieder durch Walch, Cucuzzella und Büscher Akzente setzen. In der Defense sorgt vor allem der stark spielende Nico Schmidt für Ordnung,
Anfang des zweiten Quarter fumbeln die Hornets plötzlich den Ball kurz vor der eigenen Endzone. „Da haben wir uns aus dem Konzept bringen lassen“, bilanziert Hornets Headcoach Andy McMillan nach der Partie. Obwohl sich Hanau immer wieder aussichtsreiche Positionen erspielt, bringen die Königsblauen nichts mehr auf das Scoreboard.
Anders Rüsselsheim – die nutzen jeden kleinsten Fehler der Hornets und ziehen bis auf einen Halbzeitstand von 31:7 davon.
Während alle im Stadion und an den Bildschirmen des Livestreams mit einem Shootout der Hornissen rechnen, beginnt auf dem Feld für die Hornets mit Beginn des dritten Quarters der „Tag wie diese“.
Marschierten die McMillan-Schützlinge noch mit hängendem Köpfen in die Halbzeit, so kommen sie mit breiter Brust und selbstbewusst aus der Kabine. „Andy hat uns klar zu verstehen gegeben, dass wir befreit aufspielen und dass wir gegen einen drei Klassen höher spielenden Gegner nur gewinnen können – egal wie es ausgeht“, erzählt Atif Naeem nach dem Finale.
In den Gesichtern der Spieler erkennt man auf einmal die Entschlossenheit und das Wissen: „Wir können hier was reißen.“
Zunächst jedoch ein weiterer Rückschlag für die Gäste aus Hanau. Rüsselsheim erhöht auf 38:7.
Danach legt Hanau los wie die Feuerwehr. Nicola Cucuzzella, Nico Walch, Yannick Bücher und Marvin Dell immer wieder im Vorwärtsgang. Nico Schmidt planiert mit seiner Defense immer wieder die Spielzüge der Crusaders.
Ferdinand Stark hat das Heft wieder in der Hand. Mit einem langen Paß auf den stark spielenden Arthur Engels und einem erfolgreichen PAT durch Dell verkürzen die Hornets auf 38:14.
Semyon Hochapfel steigt hoch, kann einen Pass der Gastgeber abfangen. Diesen Drive kann Hanau noch nicht nutzen. Danach forciert die Defense einen Fumble der Crusaders und bringt Hanau erneut in Ballbesitz.
Nico Walch startet mit einem langen Lauf und wird von Naeem und Cucuzzella mit gekonnten Blocks in Szene gesetzt. Touchdown für die Hornets, der Extrakick von Dell markiert das 38:21.
Die rund 150 mitgereisten Hornetsfans treiben ihre Mannschaft frenetisch weiter nach vorne, veranstalten ein unglaubliches Spektakel und sind lauter als die Fans der Heimmannschaft.
Hanau will es jetzt wissen und versucht mit einem Onsidekick durch Marvin Dell in Ballbesitz zu bleiben. Das gelingt – die Hornets marschieren weiter. Ein Stark-Pass auf Dell bringt die Hornets bis an die 10yard-Line, ein weiterer Pass auf Dell in die Endzone nebst verwandeltem PAT stellt den 38:27-Endstand her.
„Die Jungs haben heute brutal gekämpft. Ich bin unheimlich stolz auf das Team und die Coaches. Wir haben heute eine große Leistung gezeigt. Nach dem Fumble haben wir Fehler gemacht, die hat Rüsselsheim gnadenlos ausgenutzt. In der zweiten Halbzeit sind wir grandios zurückgekommen und konnte das Spiel gestalten. Wir haben Rüsselsheim heute alles abverlangt und trotz der Niederlage gewonnen. Hanau ist jetzt wieder auf der Football-Landkarte zu finden. Glückwunsch nach Rüsselsheim zum Pokalsieg“, meinte ein zufriedener Andy McMillan nach der Party.
„Heute wurde der Grundstein für etwas ganz Großes gelegt. Ich konnte zwar das Spiel nur am Livestream verfolgen, aber da kam eine unglaubliche Dynamik über den Bildschirm. Heute sind Fans, Spieler und Trainer zu einer Einheit geworden. So etwas wie heute erlebt man vielleicht alle zehn Jahre. Tiefsten Respekt und Hochachtung vor dem Team. Die Hornets sind wieder zurück“, blickt Pressesprecher Achim Korn positiv in die Zukunft der Hornissen.