Seniors: Ex-Hornisse läßt die Hornets straucheln

Am Ende standen die beiden hessischen Footballriesen Thorsten Kruppka und Achim Korn Arm in Arm auf dem Platz. Der eine mit einem breiten Grinsen im Gesicht, der andere mit kleinen Tränen in den Augen.

Offenbach gewinnt am Ende das Main-Derby gegen Hanau mit 20:33.
„Diese verdammte erste Halbzeit“, schüttelt sich Hornetspressesprecher Achim Korn.

Beide Teams sorgten vor dem Derby für Furore.
Offenbach verpflichtete mit Michael Myers den ehemaligen Headcoach der Hornets, und Hanau erhielt durch Marvin Dell, der aus Marokko für die komplette Rückrunde anreiste, und Sascha Baptist, dem jüngeren der beiden Baptist Brüder, unerwartet Verstärkung.

Vor 569 Zuschauern entwickelte sich ein denkwürdiges Derby.

In ihrem ersten Drive bringen beide Teams nichts zustande. Danach kommt Offenbach immer besser ins Spiel.
„Das war einer der Knackpunkte. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel gefunden, waren total nervös und haben nur reagiert, anstatt zu agieren“, meinte Hanaus Headcoach Richard Nelson.

Rockets-Quarterback Christian Tschimmel markiert mit einem Lauf den ersten First Down für die Gäste. Am Ende kann Offenbach den Drive mit der 6:0-Führung abschließen. Hanaus Defense hat zu diesem Zeitpunkt noch Schwierigkeiten, sich zu finden. Die Konsequenz für Hanau: Das 0:12 durch den ehemaligen Hanauer Dominic Johnson.

Langsam kommt Hanaus Defense in Schwung. Ein missglückter Offenbacher Punt läutet die nächste Angriffswelle der Hornets ein. Hanau kommt nur durch Läufe von Nelson auf dem Boden nach vorn, doch das Hanauer Laufspiel wird von den Rockets zu diesem Zeitpunkt weitgehend neutralisiert.
Nelson versucht es jetzt durch die Luft. Durch Pässe auf die gut aufgelegten Alexander Höhl und Pascal Mahr sind die Hornets auf einmal im Vorwärtsgang.
Richard Nelson bleibt es vorbehalten, mit einem Sprung in die Endzone den 6:12- Anschluß zu erzielen.

Offenbach zeigt sich durch den Anschlußtreffer nicht geschockt. Sascha Baptist gelingt es, in letzter Sekunde weitere Offenbacher Punkte zu verhindern. Doch die Rockets können durch einen Doppelpack – ausgerechnet durch Dominic Johnson – und zwei verwandelte Extrakicks den 6:26-Halbzeitstand herstellen.

In der zweiten Halbzeit stehen die Hornets wie verwandelt auf dem Feld:
„Wir haben da noch einige Umstellungen vorgenommen, konnten mehr Disziplin ins Spiel bringen und endlich unsere Leistung abrufen“, erklärt Richard Nelson.
Thorsten Rehberg kann einen fallen gelassenen Ball der Rockets erobern und bringt Hanau in Ballbesitz. Sascha Baptist tankt sich mit einem Lauf durch die Offenbacher Defense und markiert einen First Down.
Hanau marschiert Richtung Offenbacher Endzone, wird aber kurz vorher gestoppt.

Die Rockets sind unterwegs. Denis Weingärtner kann durch einen fulminanten Solotackle für 8 yards – Raumverlust bei Offenbach sorgen.
Es entwickelt sich ein offener Schlagabtausch. Hanau marschiert bis kurz vor die Endzone. Es wird Zeit für den Auftritt des „weißen Marokkaners“ Marvin Dell. Mit einem Lauf über drei yards in die Rockets-Endzone und einer verwandelten Two-Point-Conversion verkürzt Dell auf 14:26 – plötzlich scheint wieder alles möglich.

Im Schlußquarter agieren beide Teams im Vorwärtsgang.
Hanaus Defense steht. Offenbach versucht es mit einem langen Paß. Kim Bender verhindert mit einer spektakulären Flugeinlage Schlimmeres.
Baibun Bünnecke steigt hoch und fängt einen Offenbacher Paß ab – Ballbesitz für die Hornets. Selim Viel donnert übers Geläuf – es geht nach vorne für Hanau.
Nelson bedient Mahr mit einem langen Paß, und Sascha Baptist setzt mit einem fulminanten Lauf noch einen drauf.

Hanaus Spiel entwickelt sich immer wieder über die Achsen Dell, Baptist, Höhl und Mahr.
Mit einem fulminanten Lauf markiert Sascha Baptist einen neuen First Down kurz vor der Offenbacher Endzone. Dann macht Baptist mit einem 3 yard – Touchdownlauf alles klar.
Es steht 20:26 – Hanau ist auf dem besten Weg, das Spiel zu drehen.

Die Schlußphase ist an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten. Mit knapp zwei Minuten Spielzeit kommen die Hornets noch einmal in Ballbesitz. Gelingt den Hornets ein Touchdown, steht es unentschieden. Gelingt auch der Extrapunkt, gewinnen die Hornissen.

Hanau per Lauf über Baptist – First down. Danach versuchen es die Hornets durch die Luft. Der Paß wird von den Rockets abgefangen und in die Hanauer Endzone getragen, der Extrapunkt verwandelt.
Offenbach gewinnt mit 20:33 – eine spannende Neuauflage des Mainderbys.

„Wie gesagt: Wir haben uns die erste Halbzeit aus der Hand nehmen lassen. Erst in der zweiten Halbzeit haben wir ins Spiel gefunden und unseren eigentlichen Plan umsetzen können.
In der ersten Halbzeit hatten wir zu viel Unruhe, da war Offenbach einfach disziplinierter. In der zweiten Halbzeit haben wir eine Aufholjagd gestartet und mit Herz gespielt. Aufgrund einer besseren ersten Halbzeit hat Offenbach gewonnen. Trotz der Niederlage bin ich stolz auf mein Team.
Wir haben nicht aufgegeben und weitergekämpft, uns Chancen erspielt und diese genutzt. Am Ende hat es leider nicht gereicht.
Gratulation nach Offenbach zum Derbysieg“, bilanzierte Richard Nelson nach der Partie.

Rockets-Boss Thorsten Kruppka zeigte sich nach dem Spiel erleichtert:
„Endlich konnten wir unser Leistungsvermögen abrufen. Es war eine hart umkämpfte Partie, und die Hornets haben mich in der zweiten Halbzeit nahe an einen Herzinfarkt gebracht. Aber Entwarnung: Wir haben gewonnen und ich überlebt“, meint Kruppka nach dem Derby und strahlt dabei über alle vier Backen.

(Text: Achim Korn
Fotos: Ilja Peer Tripp / BLURRED PICS)

Bildbeschreibungen (in der Reihenfolge der Thumbnails):
01: Richard Nelson übergibt den Ball an Kevin Posey
02: Sascha Baptist stürmt zum nächsten First Down
03: Marvin Dell mit fulminantem Lauf
04: Alexander Höhl mit Vorwärtsdrang
05: Sascha Baptist: Die Endzone fest im Blick
06: Hechtsprung von Marvin Dell zum Touchdown
07: Denis Weingärtner stoppt einen Offenbacher Angriff
08: Michael Porter attackiert entschlossen
09: Die Hornets-Defense in Aktion
10: Die beiden hessischen Footballriesen – Thorsten Kruppka tröstet Achim Korn

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