Hanaus Footballhornissen verfügen in der Oberliga sicherlich über ein absolutes Novum:
Mit Christian Schmidt steht ein „Fisch“ in der Offensive Line der Brüder-Grimm-Städter.
Zu dem speziellen Spitznamen kam Schmidt bei seinem ersten Team Münster Rage:
„Ich bin gebürtiger Norddeutscher. Vom Hamburger SV hielt ich nicht viel, Hannover kam ebenfalls nicht in Frage – so blieb mir nur Werder Bremen. Bei einem Fußballtraining bin ich 1995 in Münster im Werdertrikot aufgetaucht, und schon war ich der Fisch“, erklärt der 32jährige, der im Rahmen der Spielgemeinschaft Münster Rage / Hanau Hornets bei den Hornissen landete.
Die Geschichte, wie es den O-Liner zum American Football verschlug, ist eher ungewöhnlich: „Ganz ehrlich – das geschah aus Liebeskummer. Ich hatte gerade eine Trennung hinter mir und war dabei, mein Leben neu zu ordnen. Irgendwie kam ich dann auf die Idee, es mit Football zu probieren“, grinst Schmidt.
Seit sieben Jahren jagt Schmidt nun bereits dem Lederei hinterher. Im Laufe der Zeit avancierte „Fisch“ zu einem der Teamcaptains der Hornets.
„Christian ist ein echter Führungsspieler. Er motiviert seine Mitspieler und gibt niemals auf“, zeigt sich auch Pressesprecher Achim Korn vom „Hornissenfisch“ begeistert.
Neben seiner Tätigkeit auf dem Spielfeld durchläuft Schmidt bei den Hornets ein Trainerentwicklungsprogramm. Die Voraussetzungen für einen Coachingjob im Anschluß an seine aktive Karriere bringt er schon beruflich bedingt mit – im Arbeitsleben ist das Herz der Hanauer Offensive Line Grundschullehrer.
„Es ist faszinierend, die Kids in einer entscheidenden Phase begleiten zu können und ihnen Hilfestellung für das spätere Leben zu geben“, so Schmidt.
Dass die Kids es toll finden, einen Footballer als Lehrer zu haben, versteht sich von selbst. Doch Schmidt setzt noch einen drauf:
Steht er nicht vor seiner Klasse oder auf dem Footballfeld, steht er auf der Bühne.
Der footballspielende Lehrer ist zugleich Sänger der Metalcore-Band „Mein Kopf ist ein brutaler Ort“.
Auch in der Musik geht es für Schmidt weiter aufwärts. Neben Auftritten in der Batschkapp folgte am letzten Juliwochenende zum ersten Mal ein Gig beim legendären „Trebur Open Air“-Festival. „Das war der Hammer“, schwärmt Schmidt vom Auftritt vor rund 3.000 Zuschauern.
Den eher markanten Bandnamen erklärt Schmidt ganz einfach:
„Während einer unserer Proben hatte ich mir gerade ein Getränk geholt. Als ich zurückkam, haute unser Gitarrist einige Riffs vom Feinsten raus und ich sagte zu ihm: ‚Dein Kopf muß wirklich ein brutaler Ort sein !‘ Bei diesem Bandnamen ist es dann geblieben“, schmunzelt der Wahlfrankfurter, der auf siebzehn Jahre Erfahrung in den verschiedensten Bands zurückblicken kann.
Was „Mein Kopf ist ein brutaler Ort“ so besonders macht: Sämtliche Songs der Band haben deutsche Texte – in der Metalszene ist dies die große Ausnahme.
Während Schmidt außerhalb des Footballfeldes eher zurückhaltend ist, explodiert er, sobald er seine Footballausrüstung anlegt:
„Auf dem Spielfeld gilt es ganz wie im Leben, immer alles zu geben. Das ist wichtig, denn nur bei vollem Einsatz kannst Du am Ende mit Dir zufrieden sein – unabhängig davon, ob Du Erfolg hattest oder nicht. Nur dann kannst Du sagen: ‚Ich habe mein Bestes versucht, der richtige Zeitpunkt ist einfach noch nicht da.‘“
Allerdings ist nach Schmidts Überzeugung für die Hanau Hornets der richtige Zeitpunkt zum Durchstarten gekommen, seit Michael Myers die Position des Headcoachs übernommen hat. Die letzten erfolgreichen Jahre macht Schmidt eindeutig an der Trainercrew fest:
„Alle Coaches brennen für den Verein und das Team. Es ist eine klare Strategie und eine gemeinsame Philosophie im Coaching erkennbar, die beim Team ankommt. Gerade auf meiner Position ist Linecoach Dino Poljak für uns Gold wert“.
Sein Lebensmotto umreißt der O-Liner mit „Lebe in jedem Atemzug“ recht prägnant und will sich mit den Hornets in den nächsten fünf Jahren in der oberen Hälfte der Regionalliga etablieren:
„Wir haben ein tolles Team, tolle Coaches und ein gutes Umfeld in Hanau. Es macht einfach Spaß, hier Football zu spielen !“ schließt der Hanauer Fisch, der selbst in den Haaren keine Schuppen trägt.
Text: Achim Korn
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Jasmin Rumpf