Die gute Nachricht erreichte Hornets-Headcoach Michael Myers bereits vor der Partie:
Mit Ugur Mersin, Cliff Smith und Heiko Leichsnering meldeten sich gleich drei Leistungsträger zum Spiel gegen die zweite Mannschaft der Wiesbaden Phantoms zurück.
Das Traditionsderby zwischen Wiesbaden und Hanau entwickelte sich im Wiesbadener Europaviertel von Beginn an zu einer wahren Verteidigungsschlacht. Beide Teams setzen über die gesamte Partie vorwiegend auf Laufspielzüge: „Wiesbaden ist sehr gut in der Passverteidigung, dem mussten wir Rechnung tragen“, liefert Michael Myers den Grund für seine Strategie.
Das Wiesbadener Spiel setzte vorwiegend auf den frisch aus der Jugend aufgestiegenen Running Back Leo Udasco, der die Hornetsverteidiger vor allem zu Spielbeginn ein ums andere Mal narrte.
Mit zunehmender Spieldauer gelang es den Hanauer Gästen jedoch immer besser, sich auf die Taktik der Wiesbadener einzustellen, mehr noch:
Trotz tropischer Temperaturen spielten die Hornets phasenweise wie aus einem Guss. Während die Defense sich zu einem wahren Bollwerk entwickelte, konnten im Angriff insbesondere Geburtstagskind Kevin Posey und Ugur Mersin – von der Offense Line immer wieder gut in Szene gesetzt – mit fulminanten Läufen für Furore sorgen.
Hanau neutralisierte das Wiesbadener Passspiel hervorragend und machte auch die Mitte für Wiesbaden dicht.
Michael Gossen bewies mit einem frühen Quarterbacksack, dass die Hornets bis in die Haarspitzen motiviert zu diesem Derby angetreten waren.
In der Folge entwickelte sich ein von beiden Defensereihen dominiertes, doch jederzeit hochspannendes Spiel auf Augenhöhe.
Aus seinen Möglichkeiten kann Hanau zunächst kein Kapital schlagen.
Über Alexander Höhl und Kevin Posey rücken die Hornets immer näher an die Wiesbadener Endzone heran, müssen sich letztendlich aber mit einem Fieldgoalversuch zufrieden geben, der zudem von Wiesbaden geblockt wird.
Kurze Zeit später unterbindet Phillip Starfänger den Wiesbadener Angriffszug durch eine Interception und bringt die Hornets wieder in Ballbesitz.
Doch schnell geht der Ball durch einen Fumble wieder verloren.
Wiesbaden zeigt sich in dieser Situation routiniert und abgeklärt und belohnt sich gegen Ende des zweiten Quarters mit dem ersten Touchdown des Spiels:
Leo Udasco marschiert über 30 yards in die Hanauer Endzone.
Ein gelungener Extrakick durch Feuerbach sichert die Wiesbadener 7:0-Halbzeitführung.
Wer nun mit einem Hanauer Einbruch rechnete, wurde sehr schnell eines Besseren belehrt:
„Als die Jungs aus der Halbzeit kamen und ich deren Gesichter sah, da wußte ich: Wir werden heute nicht verlieren !
In allen Augen stand nur ein Wort – Sieg“, schildert Hanaus Pressesprecher Achim Korn dramatisch seine Eindrücke.
Auf der Anzeigetafel schlägt sich Hanaus wiedererwachte Entschlossenheit zunächst nicht nieder. Die Hornets marschieren, werden aber immer wieder – sei es durch Strafen, sei es durch die glänzend eingestellte Defense der Phantoms – viel zu früh gestoppt.
Doch Hanau weiß sich zu helfen. Als im vierten Versuch erneut ein Angriffswechsel droht, dringt Pascal Mahr dank eines sensationellen Punt Fakes und einem anschließenden 40 yard – Lauf bis kurz vor die Wiesbadener Endzone vor.
Dann macht es „Grandpa“ höchstpersönlich.
Quarterback Cliff Smith, der heute sein letztes Saisonspiel absolvierte, marschiert beherzt zum Touchdown in die Wiesbadener Endzone.
Heiko Leichsnering markiert mit gelungenem Extrakick den 7:7 Ausgleich.
Im Schlussquarter setzt sich der ein offene Schlagabtausch beider Mannschaften fort.
Dann wird Noel Mausehund für die Phantoms plötzlich zum „krummen Hund“. Dem Youngster wird es zu bunt, er schnappt sich einen der seltenen Wiesbadener Pässe und marschiert zur 7:13 – Führung in die Wiesbadener Endzone.
Die anschließende Conversion bringt zunächst nichts ein. Eine Strafe gegen Wiesbaden beschert den Hornets jedoch einen zweiten Versuch. Marc Bucher blockt den Weg für Cliff Smith frei, der sich zur Hanauer 7:15 – Führung in die Endzone tankt.
Doch auch Wiesbaden gibt sich nicht auf.
Erneut ist es der quirlige Udasco, der Wiesbaden am Leben erhält und mit einem fulminanten 30 yard – Lauf seinen zweiten Touchdown zum 13:15 – Anschluss erzielt.
Um zum Ausgleich zu kommen, muß nun auch Wiesbaden eine Conversion versuchen. Marc Bucher kann den Wiesbadener Ballträger weit im Rückraum stoppen – es bleibt beim 13:15 für die Hornets.
Die Phantoms setzen nun alles auf eine Karte und wagen einen Onside Kick, doch den Hornets gelingt es, den Ball zu sichern.
Kurz vor Ende der Partie kommen die Gastgeber noch einmal in Ballbesitz und nehmen Kurs auf die Hanauer Endzone.
Dann wird es dramatisch. Bis zum Spielende verbleibt jetzt weniger als eine Minute, weshalb Wiesbaden seine Hoffnung auf lange Pässe setzt – doch vergeblich: Richard Nelson ist zur Stelle und pflückt den Ball gekonnt zu einer erneuten Interception aus der Luft.
Danach lässt Hanau routiniert die Zeit auslaufen und sichert sich damit den am Ende hochverdienten Sieg im Hessenderby.
„Ich habe oft über die Offense gescholten. Aber heute haben die Jungs ein Wahnsinnsspiel abgeliefert“, zeigte sich Offensecoach Thommy Erdmenger nach der Partie voller Siegesfreude.
„Die Jungs haben heute alles gegeben. Vor allem die Offenseline hat heute einen tollen Job gemacht.
Der unbedingte Wille zum Sieg war heute bei allen zu spüren. Jeder hat an sich selbst geglaubt und hat hundert Prozent oder mehr gegeben“, freute sich auch Headcoach Michael Myers, der im Vorfeld unmissverständlich einen Sieg gegen Wiesbaden gefordert hatte.
„Ich möchte heute keinen Spieler besonders hervorheben. Wir haben gegen Wetzlar und Hassloch als Team verloren und heute als Team gewonnen.
Das ist es, was uns dieses Jahr ausmacht: Wir sind ein Team – angefangen von den Spielern und Trainern bis hin zu den Waterboys, der Physio, den Videofilmern und all den anderen Betreuern wie auch allen Jugendteams.
Wir alle sind die Hanau Hornets“, stellt Jumbohornisse Korn klar.
Am kommenden Sonntag gastieren die Hornets beim Schlusslicht Fulda Saints:
“Das wird kein Spaziergang. Fulda muss unbedingt gewinnen, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Sie werden uns alles abverlangen.
Wir müssen am Sonntag genau so unsere Leistung abrufen und kämpfen, wie wir es heute getan haben“, gibt Myers die Marschrichtung für den Sonntag vor.
Danach beschliessen Heimspiele gegen Fulda und Wiesbaden eine ereignisreiche Hornets – Saison.
Text: Achim Korn
Fotos: BLURRED PICS
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