Der SuperBowl, das große NFL-Endspiel, mit all seinem Hype drumherum ist Geschichte.
Draußen wird es langsam wärmer, normalerweise beginnt nun der „Alltag“ für deutsche Oberliga-Teams wie die Hanau Hornets.
Normalerweise.
Es ist allerdings immer noch nichts normal in Corona- Zeiten, was natürlich auch Einfluss auf die Football-Hornissen aus der Grimmstadt hat.
Achim Korn, Pressesprecher und „Mädchen für alles“ bei den Hanauern, erklärt im GNZ-Gespräch, wie es bei den Hornets, die während der vergangenen Pandemie-Saison ihr Team freiwillig aus der Landesliga zurückgezogen hatten und in der kommenden Runde wieder in der Oberliga antreten, aktuell aussieht.
Quelle: GELNHÄUSER NEUE ZEITUNG / Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung
Herr Korn, wird es künftig „normal“ mit Football in Hanau weitergehen?
Oder befürchten Sie, dass es pandemiebedingt viele Rücktritte gibt und die Existenz des Vereins sogar bedroht ist?
Drohen Nachwuchsprobleme, weil sich die Kids mittlerweile ein anders Hobby gesucht haben?
Bei den Hornets sieht es aktuell noch gut aus. Wir haben einen Kader von über sechzig Spielern in der ersten Mannschaft.
Die Trainercrew um Headcoach Rick Holland macht einen super Job. Bisher ist es ihnen gelungen, das Team immer wieder zu begeistern. Klar, dass Rick Holland auch alle virtuellen Möglichkeiten nutzt, um das Team fit zu halten. Derzeit – im zweiten, härteren Lockdown – gibt es ja nur diese Möglichkeit.
Im Nachwuchsbereich konnte in der Saison 2020 zumindest in einer arg abgespeckten Version gespielt werden.
Wir gehen bei den Hornets verantwortungsbewusst mit dem Thema Corona um. Meiner Meinung nach merken das auch die Spieler und Mitglieder.
Dazu kommt, dass ein Footballteam immer ein ganz besonders eingeschworener „Haufen“ ist. Nicht umsonst wird das Team auch oft als Familie bezeichnet.
Dennoch wird es Zeit, dass wir wieder in einen normalen Trainingsbetrieb starten können und lernen, mit dem Virus zu leben.
Ich hoffe auf eine Saison 2021. Sollte diese ausfallen, wird es durchaus kritisch – für alle Teams !
Ist es möglich, den aktuellen NFL- Boom in Deutschland auszunutzen und den Hype auf die deutschen Vereine und Ligen zu übertragen?
Oder ist Football bei der breiten Masse erst wieder im September zur neuen NFL-Saison präsent?
Das Thema muss man zweigeteilt sehen.
Eine Art Hype haben wir, was Menschen angeht, die Football spielen wollen, d.h. im Mannschaftsbereich. Vor allem im Jugendbereich wollen immer mehr Football spielen. Daraus entwickelt sich zwangsläufig eine höhere Qualität der Ligen, denn je mehr Masse, desto mehr echte Talente sind auch darunter.
Es gibt mittlerweile einige deutsche Spieler, die den Sprung ans College oder gar in die NFL geschafft haben. Das war vor 15 Jahren fast undenkbar.
Der klassische Footballkonsument, also der Zuschauer, neigt eher dazu, sich dem NFL- oder auch Collegefootball zuzuwenden.
Wir haben in Deutschland eigentlich immer nur zwei, drei Teams, die wirklich einen Schnitt von einigen tausend Zuschauern bei ihrem Heimspiel haben.
Football-Kommentator Patrick Esume plant mit Pro7 und einigen Sponsoren im Rücken eine neuartige Europaliga (European League of Football, kurz ELF). Viele Beobachter zweifeln allerdings daran, dass hier etwas Nachhaltiges entstehen wird. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?
Also, eine neuartige Liga ist das nun nicht gerade.
Versuche einer europäischen Liga gab es schon früher. Neu ist jedoch das Prinzip der Franchise, sprich, dass die Teams keine Vereine, sondern Firmen sind.
Man hat nun einen TV-Deal abgeschlossen, die Spiele werden auf Pro Sieben MAXX gezeigt, und man konnte namhafte Fürsprecher gewinnen. So ist zum Beispiel mit Chris Heyne ein ehemaliger Generalmanager der Frankfurt Galaxy mit an Bord.
Sicherlich gibt es Investoren, aber machen wir uns nichts vor:
Jeder Investor wird nach einer gewissen Zeit Rendite sehen wollen – und da könnte es schwierig werden.
Sie zweifeln also an den Erfolgsaussichten dieser neuen Liga ?
Was mich wundert, sind die Ankündigungen, in modernen Stadien mit hohen Sitzplatzkapazitäten spielen zu wollen. Und jetzt soll beispielsweise das Hamburger Team in einem 1907 erbauten Stadion mit einer Tribüne von 1.000 Sitzplätzen spielen.
Es kursieren viele Gerüchte um diese Liga, aber es gibt noch immer nichts Greifbares.
In den Vorankündigungen wurde von Spitzenspielen, bei denen man mit 20.000 Zuschauern rechnet, gesprochen. Diese Zahlen halte ich für absolut utopisch.
Was mir persönlich nicht gefällt, ist die Tatsache, dass sich die neue Liga an vorhandenen Strukturen bedient. Ein hehres Ziel der ELF ist es, auf deutlich höherem Niveau als die GFL spielen zu wollen. Ich frage mich, wie das funktionieren soll, wenn man sich der Spieler der GFL und auch der GFL-Trainer bedient und nur zwei- bis dreimal pro Woche trainiert.
Dann stehen weitere Fragen im Raum, zum Beispiel welche Schiedsrichter pfeifen sollen – und so weiter.
Die Erwartungshaltung wurde sehr hoch geschraubt – und daran wird man sich am Ende messen lassen müssen.
Wir werden in zwei, drei Jahren sehen, ob alles nur eine Seifenblase war. Mich jedenfalls konnte das bisherige Grundgerüst der Liga nicht überzeugen.
Zurück zu den Hornets:
Welches Saisonziel will man in der Oberliga erreichen ? Ist es möglich, sogar vorne mitzuspielen ?
Zunächst einmal finde ich es gut, dass wir jetzt wieder in der Oberliga spielen.
Unser Headcoach Rick Holland vertraut seinem Team. Was man aber sagen muss: Wir haben mit Wetzlar, Kassel und Fulda eine hammerharte Gruppe erwischt. Das sind drei richtig gute Teams.
Eine Einschätzung kann man noch nicht abgeben. Ich denke, die körperliche Verfassung der Spieler wird durch die ganzen Lockdowns und Trainingsverbote eher schlechter als besser sein – und das wird sich durch alle Teams ziehen. Deshalb sehe ich diese Saison als eine Art Wundertüte. Schwer zu prognostizieren, wer am Ende oben und wer unten steht.
Es gibt eine neue Staffeleinteilung in der Oberliga. Wie bewerten Sie die neue Ligastruktur mit Playoffs am Ende der Saison?
Meines Wissens wird mit Play Offs und Play Downs gespielt – die drei Gruppenersten gehen in die Play Offs, die drei Gruppenletzten in die Play Downs. Der genaue Modus wird noch final geklärt.
Da wäre vielleicht eine Einteilung in vier statt drei Gruppen besser gewesen, um den Modus einfacher zu halten. Sprich, Playoffs mit Halbfinale und Finale.
Jetzt bin ich auf die Konstellation und den genauen Modus gespannt.
Die Liga in Gruppen einzuteilen ist grundsätzlich sinnvoll, wir können ja coronabedingt nur eine kurze Saison spielen. Unter den Bedingungen, die dieses Jahr herrschen, ist es die richtige Entscheidung des Verbandes.
Glauben Sie an den Starttermin im Juli oder fürchten Sie, dass der Saisonstart nach hinten verschoben werden muß ?
Der Ligastart ist für den 17./18. Juli geplant.
Ob es dann tatsächlich losgeht, liegt nicht mehr im Einflussbereich des Verbandes, der hier einen tollen Job gemacht hat, oder in unserem Einfluss. Wir können leider nur der Dinge harren, die da kommen.
Es muss endlich ein Weg gefunden werden, mit dem Virus zu leben, dieses „Ding“ ins Leben zu integrieren. Es kann doch nicht jedes Mal Lockdowns und Einschränkungen geben, wenn die Infektionszahlen wieder hoch gehen.
Aber das wird an anderer Stelle entschieden.
Mit welchen Jugendmannschaften werden die Hornets an den Start gehen?
Für die kommende Saison werden wir ein U-16- und ein U-19-Team melden, die beide in der Regionalliga Mitte antreten werden.
Besonders gespannt bin ich hier auf die beiden Derbys gegen die Bad Homburg Sentinels.
Wird es ein Tryout oder etwas Ähnliches für interessierte Neueinsteiger vor der Saison geben?
Es wird ganz sicher ein Try Out geben.
Coach Rick Holland und seine Crew stecken alle Kräfte in die Vorbereitungen.
Das Tryout 202 war ein voller Erfolg. Ganz klar, dass wir das wiederholen.
Das Interview in Dateiform gibt es hier .